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Christa Arold-Werner

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Der historische Roman „Daphne – eine weibliche Odyssee“ spielt in der vergangenen, faszinierenden Welt des 15. Jahrhunderts v. Chr. auf Kreta. Der geheimnisvolle Diskos von Phaistos, das Labyrinth von Knossos, der katastrophale Vulkanausbruch auf Kaliste – dem heutigen Santorin, - die Pharaonen und Tempel Ägyptens bilden den Hintergrund der Geschichte. : Die über 3000 Jahre alten Kulturen Kretas und Ägyptens werden in diesem Roman zu neuem Leben erweckt.

Daphne von Phaistos besitzt die Gabe des Sehens und wird im Labyrinth von Knossos zur Hüterin göttlicher Weisheiten bestimmt. Daphne wird von der eigenen Mutter verbannt und überlebt in ihrem Geburtsheiligtum die Zerstörung ihrer Umgebung durch Erdbeben und Flutwellen. Die junge Orakelpriesterin verlässt ihre Heimat aus Leidenschaft zum Pharaonensohn Thutmes. Sie folgt ihm nach Ägypten, in die dortigen Zentren der weltlichen und geistlichen Macht, durchlebt Leidenschaft, Gefahr, Katastrophen, Verlust- sowie enttäuschte Liebe. Entsetzt über seine Machtgier und brutale Gewalt wendet sie sich von Thutmes ab und gerät in Lebensgefahr. Mit Hilfe der Pharaonin Hatschepsut gelingt ihr die Flucht durch die Wüste. Daphne findet einen Teil der verschollenen Weisheiten ihres Volkes, trifft Ikaros, ihren Freund aus Kindertagen und kehrt mit ihm nach Hause zurück. Gereift zur Königin verzichtet sie auf Rache und verzeiht.


Christa Arold-Werner lebt und arbeitet als freie Autorin in Dresden und war als selbständige Buchhändlerin tätig. Schon früh interessierte sie sich für Geschichte und Archäologie. Viele Jahre bereiste die Autorin Kreta - die „Wiege Europas“ - und die Stätten der alten Kulturen des Mittelmeerraumes.


ISBN 978-3-00-021798-2   19,90€

Die über 3000 Jahre alten Kulturen Kretas und Ägyptens  -

der verheerende Vulkanausbruch auf Santorini  -

werden in diesem Roman zu neuem Leben erweckt. 

 

Der historische Roman „Daphne – eine weibliche Odyssee“ spielt in der vergangenen, faszinierenden Welt des 15. Jahrhunderts v. Chr. auf Kreta. Der geheimnisvolle Diskos von Phaistos, das Labyrinth von Knossos, der katastrophale Vulkanausbruch auf Kaliste – dem heutigen Santorin, - die Pharaonen und Tempel Ägyptens bilden den Hintergrund der Geschichte. : Die über 3000 Jahre alten Kulturen Kretas und Ägyptens werden in diesem Roman zu neuem Leben erweckt.

Daphne von Phaistos besitzt die Gabe des Sehens und wird im Labyrinth von Knossos zur Hüterin göttlicher Weisheiten bestimmt. Daphne wird von der eigenen Mutter verbannt und überlebt in ihrem Geburtsheiligtum die Zerstörung ihrer Umgebung durch Erdbeben und Flutwellen. Die junge Orakelpriesterin verlässt ihre Heimat aus Leidenschaft zum Pharaonensohn Thutmes. Sie folgt ihm nach Ägypten, in die dortigen Zentren der weltlichen und geistlichen Macht, durchlebt Leidenschaft, Gefahr, Katastrophen, Verlust- sowie enttäuschte Liebe. Entsetzt über seine Machtgier und brutale Gewalt wendet sie sich von Thutmes ab und gerät in Lebensgefahr. Mit Hilfe der Pharaonin Hatschepsut gelingt ihr die Flucht durch die Wüste. Daphne findet einen Teil der verschollenen Weisheiten ihres Volkes, trifft Ikaros, ihren Freund aus Kindertagen und kehrt mit ihm nach Hause zurück. Gereift zur Königin verzichtet sie auf Rache und verzeiht.


Christa Arold-Werner lebt und arbeitet als freie Autorin in Dresden und war als selbständige Buchhändlerin tätig. Schon früh interessierte sie sich für Geschichte und Archäologie. Viele Jahre bereiste die Autorin Kreta - die „Wiege Europas“ - und die Stätten der alten Kulturen des Mittelmeerraumes.



 

 

Inhaltsangabe: „DAPHNE – EINE WEIBLICHE ODYSSEE “ -


  1. Akt: Daphne, die älteste Tochter der Königin Thyneme von Phaistos, wird bei ihrer Weihe zur Priesterin zur Hüterin des geheimen Wissen ihres Volkes bestimmt. Die 64 Urtexte auf runden Steinen ruhen in der Kamares-Höhle auf dem heiligen Berg Ida. Vier ihrer Urahnen, zwei Schwestern und zwei Brüder, teilten sich Abschriften von den Urtexten, wie Phissia, Knossos Königin und Hohepriesterin, berichtet. Daphne erhält von ihr die 16 Kopien aus Knossos, 16 weitere besitzt die Königin in Phaistos, die restlichen Abschriften gelten als verschollen. Wer im Besitz der vollständigen Texte ist, kann Vergangenheit und Gegenwart verstehen und in die Zukunft sehen. In der Gewissheit, beim nächsten Neumond dem Gesetz nach Königin in Phaistos zu werden, wählt Daphne sich den Pharaonensohn Thutmes zum Prinzgemahl. Jedoch ihre Mutter bleibt weiterhin an der Macht und verbannt die Tochter. Daphne nimmt die Aufgabe als Orakelpriesterin in Matalonia, einem entlegenen Heiligtum. an, hofft jedoch auf eine baldige Rückkehr nach Phaistos. Kreta wird von Naturkatastrophen heimgesucht und verwüstet. Daphne sieht im Traum den Einsturz der Kamares-Höhle. Die Steine mit den Urtexten der göttlichen Weisheiten werden verschüttet. Diadros, Daphnes Vater und Ikaros, ihr Freund aus Kindheitstagen finden nach der Katastrophe Daphne unverletzt im zerstörten Heiligtum. Daphne und Ikaros erfahren, bevor er ihr seine Zuneigung gestehen kann, dass Diadros ihr gemeinsamer Vater ist. Nach Monaten steht plötzlich der Pharaonensohn Thutmes vor ihr und erinnert sie an das ihm gegebene Wort. Daphne zögert, ihren Dienst als Priesterin und ihre Pflichten im Heiligtum aufzugeben, um sie der Liebe zu Thutmes zu opfern. Der Pharaonensohn besitzt ein Schiff und überredet Daphne, mit ihm nach Ägypten zu kommen. Er verspricht, mit einer Streitmacht zurückzukehren und ihr zu ihrem Recht in Phaistos zu verhelfen.
  2. Akt: Erst als Ikaros sie begleitet, willigt sie ein. Daphne wird hochgeachtete Orakelpriesterin im Hathor-Tempel in Memphis. Ihre weisen Vorhersagen verhelfen Thutmes zu großem Ansehen. Daphne erfährt, dass er mit Hilfe der mächtigen Priesterschaft die Pharaonin Hatschepsut absetzen und selbst Pharao werden will. Sie macht sich auf den Weg zurück in ihre Heimat, wird gefasst und von Thutmes misshandelt. Dem Tode nahe, findet sie 16 der verschollenen Weisheiten ihres Volkes. Es gelingt ihr, das Vertrauen Königin Hatschepsut zu erringen. Hatschepsut misstraut den Orakelsprüchen der Priester aus dem Tempel in Karnak. Die Priester fürchten um ihre Macht, rufen Thutmes herbei und Daphne gerät erneut in Lebensgefahr. Pharaonin Hatschepsut verhilft ihr zur Flucht. Daphne schüttelt in der Wüste ihre Verfolger ab, bewältigt einen Kampf mit einem Löwen, findet den totgesagten Ikaros und in der Oase Siwa Papyri mit weiteren Abschriften des geheimen Wissens. In einem von Ikaros gebauten Fluggerät landen sie an der Küste, besteigen ein Schiff, geraten in einen Sturm und stranden auf der Insel Gavdos. Daphne wird dort das Amt der verstorbenen Königin angeboten. Hier weiß niemand, dass sie und Ikaros denselben Vater haben. Ihre Hochzeit wird ausgerufen. Durch Zufall erfährt Daphne von Lügen, die Thyneme über sie verbreitet. Sie entscheidet sich, nach Phaistos zurückzukehren und gegen Thyneme zu kämpfen.
  3. Akt: Daphne wird freudig vom leidenden Volk als junge Königin begrüßt. Es gibt Thyneme die Schuld an der Katastrophe. Während der Auseinandersetzung zwischen Daphne und Thyneme erschlägt eine umstürzende Säule Thynemes jüngste Tochter, die sie als ihre Nachfolgerin bestimmt hatte. Thyneme sieht darin die Rache der Göttin. Sie gibt nun das Geheimnis preis, das sie solange auf Daphne eifersüchtig sein ließ: Daphne wurde von einem unbekannten Gott gezeugt und ist so göttlicher Abstammung. Diadros ist nicht ihr Blutsvater. So wie sie alles erreicht hat, bleibt es Daphnes größter Wunsch, zu lieben und geliebt zu werden. Um ihr zukünftiges Glück mit Ikaros nicht zu belasten, verzichtet sie auf Rache und verzeiht der Mutter.

Textauszug Roman "Daphne, eine weibliche Odyssee"

Christa Arold-Werner



Kapitel 6: Die Katastrophe


Sie wurde von Myrthia geweckt, deren Stimme klang beunruhigt. „Die Erdenschlange bewegt sich wieder!“

Daphne öffnete die Augen und sah sich im Allerheiligsten auf dem Boden liegen. Sie erhob sich langsam. Wie lange hatte sie so verbracht? Von weither hörte sie Stimmen, Geblöke und Getrappel von vielen Füßen. Gestützt von Myrthia lief sie nach draußen. In der großen Vorhalle traf sie auf ein Durcheinander von Menschen, die aufgeregt um große und kleinere geflochtene Körbe herumstanden, in denen sich lebende Vögel, Getreide, Oliven, Wein und Feigen befanden. Junge Schafe, Schweine und Ziegen drängten sich um ihre Hirten, die in den Höhlen Schutz suchten. Als sie draußen eben auf Myrthia trafen, die auf dem Weg zu Daphne war, folgten sie ihr einfach ins Innere der geschützten Höhle.

Der Himmel verdüstert sich auf eine seltsame Weise ...“, entschuldigte Myrthia das Verhalten der Hirten.

Daphne lächelte: „Das kann ich gut verstehen, hab ich mich nicht auch immer bei dir versteckt, wenn ich ängstlich war?“ Zärtlich drückte sie Myrthias Hand.

Dann wandte sie sich an die Wartenden „Hier in der großen Vorhalle seid ihr geschützt. Ihr könnt hier das Ende des Sturms abwarten!“, rief sie laut.

Erleichtert und dankbar sahen die Männer Daphne an. Während draußen ein unheimlicher Sturm zu toben begann, drängten sich die Menschen Schutz suchend zusammen. Keiner sprach, unheilvoll zog und heulte der Wind durch das Gestein. Auch Daphne und Myrthia saßen schweigend da. Dankbar trank Daphne die Ziegenmilch, die ihre Amme in einem Tonkrug reichlich mitgebracht hatte. Die nahrhafte Milch gab Kraft , half ihr beim Denken.

Ich habe noch keine richtige Erfahrung mit der Orakeldeutung. Es ist möglich, dass ich mir zu viele Gedanken mache ..., sagte sich Daphne im Stillen. Vielleicht war mit „Verfinsterung des Lichts“ ja nur dieser ungewöhnlich starke Sturm gemeint. An die häufig wiederkehrenden Bewegungen der Erdenschlange hatten sich die Menschen auf Kreta fast schon gewöhnt. Ich will für mich behalten, was das Orakel gesprochen hat. Aber sie fand keine Ruhe. Denn im tiefsten Inneren wusste sie, dass das Orakel ihr Gemüt und ihr Herz nicht nur eines Sturmes wegen so in Aufruhr versetzt hatte.


So wie sich das bleigraue Meer bei Tagesanbruch mit einem rosafarbenen Schimmer überzogen hatte, drängten die Hirten wieder hinaus. Myrthia holte aus der Küche Brot und Fische und verteilte sie an die hungrigen Männer, die den Proviant dankbar entgegen nahmen. Daphne begleitete die Hirten zum Portal und sah, wie sie ihren Ziegen voran behände den Berg hinan stiegen. Die Herde hingegen verharrte zögerlich auf der Anhöhe. Die Hütejungen blickten bedenklich zum Himmel hinauf und schüttelten die Köpfe über das Verhalten ihrer, wie sie wussten, klugen Tiere. Die Sonne stieg wie immer aus dem östlichen Meer empor und ihre roten Finger breiteten sich wie Krallen über die Berge aus.

Myrthia kam lachend aus der Vorratskammer und rief: „Sie haben unser Morgenmahl gänzlich verspeist!“ Sie winkte Daphne zu und lief hinunter zum kleinen Fischerhafen um Nachschub zu holen.

Daphnes Magen rumorte, sie freute sich auf das mit kleinen frischen Krebsen angereicherte Morgenmahl. In dem farbenfrohen glockenförmigen Rock hob sich Myrthia von den beiden jungen Priesterinnen ab, die sie begleiteten. Sie trugen Körbe auf dem Kopf, um sie mit Fischen zu füllen.

Die drei dunkelhäutigen Schiffsführer, - sie hatten nach dem Sturm reichlichen Fang hereingebracht, - sprangen geschäftig von Boot zu Boot, drängten sich um Myrthia und hielten ihr die glitzernde Beute hin. Myrthia prüfte die Fische, feilschte bald mit dem einen und bald dem anderen und entlohnte sodann einen Fischer, wobei die beiden anderen lauthals protestierten, weil sie ihren Fang nicht losschlagen konnten. Die jungen Priesterinnen warteten derweilen mit ihren Körben scherzend am Fuße der Treppe.

Von der Terrasse aus genoss Daphne die Szenerie, die sich ihr dort unten bot. Fast unwirklich erschien ihr nun die kalte Schwärze der vergangenen Nacht und das unheilvolle Orakel.

Auf einmal allerdings fiel ihr auf, dass sich etwas veränderte. Eine merkwürdige Stille breitete sich aus, kein Blatt bewegte sich mehr, die Luft war voller Spannung. Eiskalt kroch Daphne etwas den Rücken hinauf, nahm immer mehr von ihr Besitz - ein unheimliches, bedrohliches Angstgefühl. Etwas entzog ihrem Körper die Feuchtigkeit, sie konnte kaum schlucken, so trocken wurde ihre Kehle. Das Meer zog sich immer mehr zurück, so dass sich der Meeresboden zeigte, vor ihr im Sonnenlicht gleißte. Von allen Seiten kamen die Fischerkinder mit Körben gelaufen, gingen zum Ufer und sammelten Fische, Krebse und Muscheln auf.

Plötzlich, im nächsten Augenblick, ein Geräusch wie von grollendem, immer mehr anschwellendem Donner. Etwas entsetzlich Bedrohliches kam vom Meer her näher und näher, und mit einem Mal warfen sich Wellen wie hungrige Hunde auf die Kinder, die im Glücksrausch des Ungewöhnlichen nach den Fischen griffen. Dabei hatten sie weder Augen noch Ohren für das Unglück, das auf sie zueilte. Zu spät hörten sie die Schreie ihrer Eltern und Verwandten, welche die nahenden Wassermassen einen Lidschlag früher bemerkt hatten.

Ein mächtiger Schlag zog Daphne die Füße weg und brachte sie zu Fall. Der Felsen, auf dem sie stand, schwankte, der trockene Boden daneben zeigte gefährlich breite Risse, bebte und verwarf sich wieder an anderer Stelle.

Grosse Göttin! Myrthia ist noch unten!“ Daphne rannte voller Panik einige Stufen hinunter, blieb aber auf halbem Wege stehen, als sie sah, dass dies zu gefährlich war. „Schnell! Kommt hier hoch!“ Mit dem verzweifelten Wunsch die Vertrauten zu sich zu holen, warf sie die Arme hoch. „Die Flut kommt!“ Ihr gellender Schrei ging in dem Getöse unter.

Myrthia war schon auf den ersten Stufen angelangt, Daphne lief ihr entgegen, hatte sie erreicht, umfasste fest ihre Hand und zerrte sie nach oben. Myrthia griff mit der anderen Hand nach den beiden jungen Priesterinnen, Körbe fielen zu Boden, und alle rannten um ihr Leben die Treppe hinauf. Ihnen folgten weitere Menschen, auf der Treppe herrschte auf einmal Gedränge, ein paar Kräftige stießen die Schwachen zur Seite, bevor sie die Treppe erreichen konnten.

Es, das Titanische, unerklärbar Gewaltige, Verschlingende, das Verderben, kam mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit als riesige Welle, wie eine schwarzgrüne, donnernde Wand auf Matalonia zu, begrub gurgelnd die Bucht, die Fischerhütten und die Kinder unter sich, raste mit Steinen, Holz und Trümmern versetzt den Treppenweg hinauf. Eine riesige Woge schlug dröhnend, gurgelnd über Daphne hinweg, und es gab keinen Himmel mehr, sondern nur noch Dunkelheit. Daphnes Finger krampften sich um Myrthias Handgelenk. Die nächste Welle riss die Amme von ihr fort und schleuderte Daphne rücklings auf einen Felsen. Irgendwo fanden ihre Hände Halt, sie klammerte sich fest, zog ihren Körper vorsichtig aus dem schäumenden, sprudelnden Wasser hoch. Sie hörte einen gellenden Schrei, der aus ihrer Kehle kam. Ohne eingreifen zu können, musste sie mit ansehen, wie Myrthia mit dem zurückweichenden Wasser aus ihrem Blickfeld verschwand. Noch bevor Daphne verzweifelt hinterher stürzen konnte, holte sie eine gnädige Ohnmacht ein, es wurde schwarz vor ihren Augen. Diese Schwärze war die Farbe des entsetzlichen Geschehens. Noch bevor Daphne wieder in die Fluten gerissen wurde, zog jemand ihren schlaffen Körper nach oben und brachte sie in Sicherheit.


Daphne stöhnte. Eine Hand strich sanft über ihre Wange. Die Berührung schmerzte sie, ihre Haut schien zu glühen. Sie hörte Stimmen. Langsam schlug sie die Augen auf, bewegte sich mühsam, jeder Körperteil tat ihr weh. Zwei Priesterinnen blickten auf sie hinab. Auch einige Hütejungen standen herum.

Wie lange liege ich schon so?“, flüsterte Daphne schwach.

Es ist die Zeit, da die Sonne an ihrer höchsten Stelle stehen sollte“, antwortete die ältere der beiden Priesterinnen, die alte heilwissende Tethis. Diese beugte sich zu Daphne hinab, ihre Mimik drückte eine Frage aus, die sie scheinbar Daphne nicht zu stellen wagte.

Bringt alle Menschen, die Tiere und unsere Vorräte zum heiligen See“, hörte Daphne ihre Stimme laut und deutlich erklingen. Gleichzeitig fragte sie sich verwundert: Was habe ich da gesagt? Das Betreten ist nur ausgewählten Priesterinnen gestattet! Daphne zögerte. Doch dann wusste sie: Ich werde dafür geradestehen. Die Göttin wird uns deswegen nicht bestrafen. Da zog sich ihr Herz plötzlich schmerzlich zusammen: Ganz auf mich gestellt, muss ich nun mein Leben bewältigen! Ich habe auch die Verantwortung für die Menschen in meiner neuen Umgebung übernommen.

Habt ihr nachgesehen, wer von uns fehlt?“, fragte Daphne leise die Priesterinnen. Sie sah, dass es noch elf waren. Doch keine wollte antworten, keine wollte die schreckliche Nachricht überbringen: Myrthia und die beiden jungen Priesterinnen weilten nicht mehr unter ihnen. Habe ich die Zeichen der Göttin nicht beachtet? Prüft sie mich, ob ich zur Königin und Hohepriesterin tauge?

„Große Göttin Pales, mach, dass Myrthia gerettet ist!“, betete Daphne laut und inbrünstig.

Im selben Augenblick bebte die Erde erneut. Der Raum hallte wieder von den angstvollen Schreien der Anwesenden. Eine junge Frau kreischte verzweifelt auf. Sie suchte wohl nach ihrem verlorenen Kind. Ein Mann hinderte sie daran, sich hinaus zu stürzen. Daphne fing an zu zittern, unterdrückte den eigenen Schrei. Sie konnte sich nicht aus eigener Kraft erheben, ihr Bein war verletzt. Da war plötzlich die alte Thetis neben ihr und versorgte ihre Wunde. Daphne rief zwei Hirten herbei und auf ihre starken Arme gestützt, schleppte sie sich zum Tor. Sie warf einen Blick hinaus vor die schützende Höhle. Dort warteten auch schon die anderen Hirten mit ihren Familienangehörigen. Es herrschte ein starker Wind, feiner Sand wirbelte umher, setzte sich innerhalb kürzester Zeit überall fest. Vier Handvoll Menschen standen da, obwohl Daphne sie kaum erkennen konnte, da ständig vulkanischer Sand nieder fiel. Alle dachten wohl das Gleiche: Wenn das so weitergeht, werden unsere Dörfer völlig zugeschüttet. Niemand konnte sich erinnern, dass so etwas jemals zuvor geschehen war. Sie ahnten nicht, dass das wirkliche Ausmaß der Katastrophe kaum zu erfassen sein würde.

Kommt alle herein!“, rief Daphne.

Erleichtertes Murmeln war zu hören. Die Vertriebenen trugen ihre Habseligkeiten, das waren tragbare Herde, Kessel, Pfannen, Töpfe, Kannen, Becher, Schöpfkellen, Löffel und Messer zum Zerteilen, in die Tiefe des Berges, in den Schutz des Allerheiligsten.

Sie werden aus Weizen und Gerste Fladenbrot backen, Sauerteig gären, ihre bekannten Breigerichte mit Wein und Gewürzen kochen wollen, dachte Daphne. In ihre Nase stiegen die Gerüche von Koriander, Sellerie, Kümmel, Fenchel, Minze und wildem Safran. Währenddessen füllten sich die höhlenartigen Räume mit immer mehr Menschen, die verletzt oder nicht, in der Nähe ihrer Göttin und in deren Heiligtum neue Hoffnung schöpften.

Daphne nahm einen der Hirten beiseite, einen rauen Gesellen, der sicher schon viel erlebt hatte, und fragte ihn: „Wie viele von euch sind umgekommen?“

„Wer sich am Meer aufgehalten hat, kann nicht überlebt haben“, antwortete er. „Die riesige Sturmflut hat alles verwüstet. Nur dieses heilige Haus im hohen Fels und unsere Herden auf den Weiden darüber blieben verschont.“ Sein Gesicht nahm einen Ausdruck des Entsetzens an, als er fortfuhr: „Zu dieser Jahreszeit halten wir uns immer mit den Tieren ganz oben in den Bergen auf. Wir hörten schon am Morgen ein immer lauter werdendes Brummen, dann wieder ein dumpfes Geräusch. Mein Hütejunge sagte, dass der heilige Berg wohl ein schlimmes Bauchweh habe. Als hinter dem Ida die Sonne aufging, erblickten wir einen dicken schwarzen Streifen am Himmel. Der Streifen war so lang, dass wir sein Ende nicht sehen konnten. So was hatte ich noch nie gesehen! Eine riesige Wolke wurde da vom Wind aus dem Norden hergetrieben. Bald darauf waren alle Bergspitzen verschwunden. Die Wolke bestand aus Asche, wie wir bald merkten. Unter den Tieren war schon Unruhe ausgebrochen, denn immer mehr Ascheregen fiel auf uns herab, bald konnten wir vor lauter Asche und Staub nichts mehr erkennen, unsere Augen brannten. Um zu atmen mussten wir Tücher vor den Mund nehmen. Für Mensch und Tier, für alle die unterwegs waren, wurde dies zu einem unerträglichen Leidensweg. Chaos war um uns, es war dunkel, da die Sonne nicht durchdringen konnte und ständig prasselten kleine Steinchen auf uns hernieder.“ Er atmete auf. „Nun sind wir hier. Jedoch neuer Sturm und neues Unwetter drohen.“

Der Schmerz fuhr jäh in Daphnes Bein, sie schleppte sich ins von flackerndem Fackellicht schwach beleuchtete Allerheiligste. Ihr Herz gab die Hoffnung jedoch noch nicht auf, Myrthia lebend wieder zu sehen. Ihr Gefühl wehrte sich mit aller Macht gegen das eben Gehörte.

Vor dem schwarzen Opferstein lagen im Halbkreis die weiß gekleideten Dienerinnen der Göttin auf dem Boden und sagten mit zitternden Stimmen unentwegt die heiligen Gebete auf. Die Schutzsuchenden drängten sich voller Ehrfurcht an den Wänden, ihre Lippen beteten angstvoll und leise mit. Plötzlich spürten sie ein lang anhaltendes Zittern des Bodens unter ihnen. Die Tiere rannten unruhig hin und her, und die Hirten hatten alle Hände voll zu tun, sie zu bändigen und zusammenzutreiben. Wohl noch nie zuvor hatte es im Inneren des Heiligtums einen solchen Tumult, ein solches Durcheinander gegeben. Daphne betete zur Göttin, denn sie fühlte sich verantwortlich für die Menschen, die sich in dieser Lage befanden. Die Luft, die ihnen zum Atmen blieb, füllte sich immer mehr mit Schwefel und Staub. Erst nach Stunden kehrte Ruhe ein. Die Menschen um sie herum, so befürchtete Daphne, hatten jegliches Zeitgefühl verloren. Die meisten dämmerten bewegungslos dahin, so als würde sie die Starre ihrer Glieder vor einem drohenden Verhängnis beschützen.

Wir müssen trinken, sonst werden wir verdursten!“, rief Daphne den Priesterinnen zu. Sie befahl, ein immer wiederkehrendes Gebet aufzusagen. Sie löste das Band um ihre Körpermitte, schlang zwölf Knoten hinein. Daphne erinnerte sich, dass dies im Labyrinth von Knossos so gehandhabt wurde, damit die Priesterinnen während der kultischen Handlungen unter der Erde nicht das Zeitgefühl vergaßen.

Daphne scharte die elf Priesterinnen um sich und sprach zu ihnen: „Bei jedem Gebet bewegt die Priesterin, die meinen Gürtel in Händen hält, die Finger von einem Knoten zum nächsten. So wird sie zwölf Gebete sprechen. Dann werdet ihr den Gong schlagen, der uns dazu aufruft, das Trinken und Essen nicht zu vergessen. Dann reicht ihr die Schnur an eure Nachbarin weiter!“

Wenn ich zum zweiten Mal an der Reihe bin, wird die Sonne wieder an derselben Stelle sein, dachte Daphne. So werde ich wissen, wie viele Tage wir hier unten verbringen müssen. Sie gab den Ausharrenden den Rat, sich in der Dunkelheit möglichst wenig zu bewegen, da die Luft schlecht und verbraucht war. Das unentwegte Beben der Erde um sie herum hielt die im Berg gefangenen Menschen in Todesangst. Frauen und Kinder wimmerten leise vor sich hin. Selbst die hartgesottenen, furchtlosen Fischer und Hirten suchten Zuflucht im stummen Gebet. Die Kreter sind ein starkes und tapferes Volk, dachte Daphne voller Zuneigung. Nur wenn mit fürchterlichem Getöse wieder Steine herab fielen und Staubwolken aufstiegen, schrien die Menschen auf.

Immer wenn Daphne in dieser langen dunklen Zeit im Berg ruhen wollte, suchte sie die Nähe der weißen Rinder, welche auch die Kinder im Schlaf mit ihren warmen Leibern vor der Kälte schützten. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, die aufgebrachten Tiere vor dem Eingang des Allerheiligsten stehen zu lassen und den Hirten geholfen, sie mit hineinzutreiben. In den sanften dunklen Augen der heiligen Tiere lag eine stoische Ruhe, Trost und die Hoffnung, dass Daphne und die ihr anvertrauten Menschen kein Leid geschehen würde, dass sie alle diese Katastrophe überleben würden.


Sieben Tage und Nächte hatte Daphne gezählt, bis die aufgebrachte Mutter Erde wieder mit sich in Einklang gekommen war. Die alte Tethis unterbrach Daphnes stummes Gebet und machte Daphne darauf aufmerksam. Diese hatte die plötzliche Stille gar nicht wahrgenommen. Auch alle Anwesenden lauschten ungläubig der Ruhe und hörten nur noch die Wassertropfen, die von den Wänden in den See fielen. Es war Daphne so vorgekommen, als hätte das stetig tropfende Wasser die Zeit vermessen, die sie hier zubrachten und sie wünschte sich, dass das Wasser ihre Tränen wären, die sie sich die ganze Zeit verboten hatte. Als führende Priesterin hatte sie den Menschen Vertrauen und Zuversicht vermitteln wollten. Sie hatte stumm um Myrthia getrauert, während die Anderen auch nach sieben Tagen immer noch lauthals ertrunkene Angehörige und Freunde beweinten.

Nach ihrem langen Gefangensein wollten die ungeduldigen Tiere endlich ins Freie und drängten blökend mit ihren Hirten hinaus. Daphne beeilte sich, ihnen das verriegelte Tor zu öffnen. Die Hirten kehrten mit ihren Tieren jedoch sogleich wieder um. Ihre wettergegerbten Gesichter waren fassungslos. Daphne machte sich auf einen schlimmen Anblick gefasst. Die große Halle hinter dem Eingang war kaum beschädigt. Doch dann ging Daphne ein paar Schritte vor das Portal. Draußen empfing sie eine unheimliche Düsternis. Die Berge im Hintergrund sahen aus wie undeutliches Gewölk. Es roch übel, wie nach einem alles verzehrenden Brand. Was war mit der lieblichen Umgebung passiert? Wo waren die warmen Strahlen der Sonne, das Licht? Wo waren die Ölbäume, die blühenden Weiden? Wo waren der Treppenweg, die Fischerhütten und die Boote? Alles war von einer schwarzgrauen Masse überdeckt, wie der steinige Meeresboden, der sich ihr, bevor die Woge kam, kurz gezeigt hatte.

Mit zitternden Knien ging Daphne zurück. Ich darf mich nicht der Verzweiflung hingeben, sagte sie sich, sonst sind wir alle verloren. „Große Göttin Pales, Ungeahntes hast du uns bereitet. Du hast mir für diese Menschen die Verantwortung übertragen. Gib mir die Kraft, ihnen ein Vorbild zu sein“, betete sie, während sie ins Allerheiligste zurückgekehrt vor dem Opferstein kniete. Sie fühlte sich wie eine leere Hülle. Sie hätte den so geduldig ausharrenden Menschen gerne etwas Gutes mitgeteilt. Die Priesterinnen scharten sich niedergeschlagen um sie.

„Wir dürfen die Hoffnung nicht begraben, das verlangt die Göttin von uns!“, stieß Daphne mit heiserer Stimme aus. „Es gibt immer einen Weg.“


In der darauffolgenden Nacht hatte Daphne einen Traum. Sie war mit dem monotonen Tropfen, das von der Decke fiel, eingeschlafen, da meinte sie eine Stimme zu hören: „Die Kamares-Höhle ist verschüttet!“

Daphne erschrak. In der Kamares-Höhle liegt der tönerne Diskos auf dem die Symbole der Weisheiten eingeritzt sind und sicher auch die Urtexte! Schon auf dem Heimweg von Knossos nach Phaistos hatte die junge Priesterin insgeheim daran gedacht, bald in der Kamares-Höhle nach dem Diskos mit den Symbolen zu suchen und von den Urtexten Abschriften der Weisheiten anzufertigen, die den kretischen Königinnen verloren gegangen waren. Die eigentliche Mission der zukünftigen Königin von Phaistos war es, dieses Wissen ihrem Volk, den Menschen auf Kreta zu erhalten. Doch das wusste Daphne noch nicht.


Regen hatte eingesetzt, ein heftiger, tagelang andauernder Regen. Niemand konnte sich ins Freie wagen. Der Vorrat an Fackeln ging zu Ende. Die Zeit zog sich in der Finsternis träger dahin, es wurde immer kälter. Die Menschen froren. Sie scharten sich im großen Vorraum eng zusammen. Die Hirten wollten nach draußen, nachsehen, wie sehr ihre Hütten beschädigt waren.

Alles kann nicht dem Erdboden gleichgemacht sein!“, machte Daphne sich und den Anwesenden Hoffnung, ließ ein Feuer anzünden und die zur Neige gehenden Vorräte verteilen. Darüber kam es zu einem heftigen Streit. Die jüngeren Hirten zückten ihre Waffen und verlangten die Lebensmittel für sich allein.

Voller Zorn ging Daphne dazwischen, wuchs in ihrer Wut über sich hinaus. „Steckt eure Waffen weg, ihr seid im Haus der Grossen Göttin! Sie wird euch für diese Untat strafen. Wer will, kann gehen. Doch glaubt mir, wir können nur gemeinsam überleben.“

Wie denn?“, rief ein junger Hirte, „Die Nahrung ist aufgebraucht!“

Wir sind im Besitz des heiligen Wassers, wir werden weiter fasten. Nach dem Regen wird neues Grün sprießen und die Tiere werden zu fressen finden, zur Not werden wir sie schlachten“, antwortete Daphne mit fester Stimme.

Ihre Worte überzeugten die Männer, sie gaben auf. Daphne hatte sich nicht nur durchgesetzt, sondern sie glaubte auch selbst an ihre Worte. Sie würden gemeinsam überleben.

Nach weiteren sieben Tagen verebbte das monotone Geräusch des Regens. Die Tiere drängten zum Eingangsbereich hin. Sie hatten wohl zuerst entdeckt, dass ein Sonnenstrahl seinen Weg zu ihnen in die Höhle gefunden hatte. Unter Jubel drängten die Menschen nach. Alle liefen nach draußen, zum Licht. Daphne konnte es kaum glauben, der giftige Schlamm war weggespült. Die Sonne brach sich durch den Dunst, der Himmel blaute.

Sucht eure Habseligkeiten zusammen, Hirten!“, sprach Daphne froh in die allgemeine Aufbruchstimmung hinein und strich noch einmal über die Köpfe der Kinder, die sich lachend und schon wieder gegenseitig neckend an ihr vorbei drängten.

Beseitigt die Trümmer und das Geröll. Die Tiere müssen möglichst bald an Futter gelangen, wir haben lange Zeit verstreichen lassen!“, rief Ennos, der Älteste der Hirten. Er trug schlohweißes Haupthaar und einen langen Bart.

Daphne winkte den Hirten hinterher, als diese mit ihren Rindern und Ziegen fortzogen. Ein bisschen bedauerte sie es, mit den Frauen zurückbleiben zu müssen, gerne hätte sie den Ort auch einfach verlassen. Aber sie freute sich auch darauf, im Allerheiligsten wieder ungestört zu sein, obwohl sie ahnte, dass dies noch einige Zeit dauern würde. Bis dahin waren noch viele Aufräumarbeiten und Reparaturen zu verrichten.

Dann stand plötzlich Ennos, der Hirte, wieder vor ihr, und sein weißes Haar hing ihm ins Gesicht. Mit verschwitzten Händen wickelte er etwas aus einem Stofflappen. Es war ein Amulett. Daphnes Hand umschloss das ovale Siegel aus Bronze mit eingeritzten geometrischen Mustern. Sie konnte sich erinnern, dass Myrthia es immer getragen hatte, es stammte aus ihrer Heimat, der Insel Kaliste.